Ob eine Fotografie zur Ikone wird, hängt vom historischen Moment, der Geistesgegenwart des Fotografierenden und einer ganzen Reihe von Zufällen ab. Dennoch glückte den Fotograf:innen der legendären Agentur Magnum Photos die Aufnahme ikonischer Bilder wieder und wieder.
Die Agentur Magnum Photos wurde 1947 von den Fotografen Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, David «Chim» Seymour und George Rodger in New York gegründet. Motivation zur Gründung war der Wunsch der Fotografierenden, die Rechte an ihren eigenen Bildern zu behalten und die Vermarktung gegenüber grossen Magazinen und Agenturen zu verbessern. Magnum Fotograf:innen begaben sich weltweit in den Brennpunkt des Geschehens und dokumentierten als Kriegsfotograf:innen historische Ereignisse. Ihre Fotografien entstanden unter schwierigsten Bedingungen, wurden in improvisierten Fotolaboren entwickelt oder ohne vorherige Sichtung direkt an die Redaktionen der Illustrierten geschickt.
Anhand der Bilder von Magnum Fotograf:innen zeichnet die Ausstellung Magnum Contact Sheets die Entwicklung und den Niedergang einer Arbeitsweise nach, die so allgegenwärtig war, dass sie als unvermeidlicher und untrennbarer Teil des fotografischen Prozesses erschien: die Verwendung des Kontaktbogens als Aufzeichnung der eigenen Aufnahmen, als Werkzeug für die Bearbeitung und als Index für ein Archiv von Negativen. Der Kontaktabzug, ein direkter Abzug einer Filmrolle oder einer Negativsequenz, ist der erste Blick des Fotografierenden auf das, was er oder sie auf Film festgehalten hat. Er bietet einen einzigartigen, intimen Einblick in den Arbeitsprozess, der es Fotograf:innen erlaubt, erste Beurteilungen der fotografischen Qualität und der Bildinhalte vorzunehmen.
Der Kontaktbogen zeichnet jeden Schritt auf dem Weg zu einem Bild auf, sodass man das Gefühl hat, den Fotografierenden hinter die Kulissen zu begleiten und mit seinen Augen zu sehen. Der Kontaktabzug gewährt Einblicke in das Auswahlverfahren von Fotografierenden und Redakteur:innen und hält fest, wie ein Bild entstanden ist. War es eine Inszenierung oder eine zufällige Begegnung? Ist dem Fotografierenden eine Szene mit Potenzial aufgefallen oder wurde sie sorgfältig ausgearbeitet? War der sagenumwobene «entscheidende Moment» im Spiel?
Die Ausstellung Magnum Contact Sheets zeigt die Bedeutung des Fotojournalismus bei der Beschreibung von Ereignissen wie den Bombenangriffen auf England im Zweiten Weltkrieg, den internationalen politischen und kulturellen Umwälzungen in den 1960er Jahren und die Kriege auf dem Balkan. Daneben werden originelle und experimentelle Bilder präsentiert, die die Bandbreite und Vielfalt der Arbeiten der Magnum Fotograf:innen zeigen.
In der Ausstellung werden Fotografien aus über siebzig Jahren Bildgeschichte gezeigt, darunter die D-Day Landung von Robert Capa (HUN), die Pariser Unruhen 1968 von Bruno Barbey (FR), Robert Kennedys Beerdigung von Paul Fusco (US), der Vietnamkrieg von Philip Jones Griffiths (UK) und 9/11 von Thomas Hoepker (DE). Die Ausstellung zeigt ikonische Portraits von politischen Persönlichkeiten, Schauspieler:innen, Künstler:innen und Musiker:innen, von Che Guevara und Malcolm X bis hin zu Miles Davies und den Beatles. Magnum Contact Sheets präsentiert ca. 70 Kontaktbögen mit den zugehörigen endgültigen Bildern, die das fotografische Kollektiv repräsentieren. Pionier:innen wie Henri Cartier-Bresson (FR), Philippe Halsman (RUS), Inge Morath (AUT), Werner Bischof (CH), Eve Arnold (US) und René Burri (CH) bis hin zu modernen Grössen wie Martin Parr (UK), Eli Reed (US), Chien-Chi Chang (TWN), Trent Parke (AUS), Cristina Garcia Rodero (ESP), uvm.
Info
AUSSTELLUNGSDAUER
Samstag 26. Februar 2022 - Sonntag 22. Mai 2022
AUSSTELLUNGSTAGE
JEWEILS MITTWOCH BIS SONNTAG
ÖFFNUNGSZEITEN
MITTWOCH - FREITAG 14:00 bis 18:00 h
SAMSTAG & SONNTAG 11:00 bis 17:00 h
ORT
IPFO Haus der Fotografie
Kirchgasse 10
4600 Olten
Preise
ERWACHSENE CHF 15.–
STUDENTINNEN CHF 10.–
RENTNER*INNEN CHF 10.–