2. IPFO FotoAbend
EIN ABEND - ZWEI GESCHICHTEN:
Der 2. IPFO-Fotoabend steht in den Startlöchern. Ein Abend, zwei Vorträge - das ist das Prinzip. Eine kleine Auszeit aus dem Alltag, eine kleine Bildreise. Mal lustig, mal lehrreich, mal langanhaltend eindrücklich.
So läufts ab: Zwei Fotograf:innen zeigen jeweils 45 minütige Auszüge aus ihren aktuellen Arbeiten, eine Zusammenfassung über ihr bisheriges Schaffen oder ganz einfach das, was sie bewegt und antreibt. Es gibt also einen klassischen “Dia-Abend”, in dem dir vor allem Bilder gezeigt und die dazugehörigen Geschichten erzählt werden. Die Bandbreite ist so gross wie die Welt der Fotograf:innen.
Brigitte Lustenberger
Die in Zürich geborene Brigitte Lustenberger studierte Sozial-, Wahrnehmungs- und Fotogeschichte an der Universität Zürich und schloss mit einem Lic.Phil.I (MA) ab. Sie schrieb ihre Lizenziatsarbeit über die Fotografien von Robert Capa und Gerta Taro aus dem Spanischen Bürgerkrieg. In den folgenden Jahren verband sie Theorie mit der Praxis und etablierte sich als Künstlerin. 2004 bis 2006 absolvierte sie ein Master-Studium (MFA in Fine Art Photography and Related Media) an der Parsons The New School of Design an der The New School University in New York.
Brigitte Lustenberger stellt national und international aus und arbeitet als Gast-Dozentin am Seminar für Kulturwissenschaften und europäische Ethnologie der Universität Basel. Sie zeigte ihre Werke in Einzelausstellungen im Musée de l'Elysée in Lausanne, in der Christophe Guye Galerie und bei Walter Keller in der Scalo Galerie in Zürich und New York, im Le Maillon/La Chambre in Strasbourg/Frankreich, in der Galerie Kunstkeller in Bern, im Photoforum PasquArt in Biel. In Gruppenausstellungen stellte sie u.a. in der Kunsthalle Bern, in der Kunsthalle Luzern, an der Art Cologne, am Centro Internationale de Fotografia in Milano aus. Ihre Arbeiten wurden im In- und Ausland ausgezeichnet: Grand Prize Winner PDNedu/New York, Golden Light Award Maine, Shots/Corbis Student Photographer of the Year/London, Prix Photoforum PasquArt/Schweiz, The Photo Review Comeptition/USA, Selection Voies Off at Arles/Frankreich und andere. Sie erhielt Atlierstipendien für Kairo und Maloja und gewann das prestigeträchtige Landis&Gyr Stipendium im Jahr 2013. Im gleichen Jahr wurde die Künstlerin zum zweite Mal nach 2002 mit dem Fotopreis des Kantons Bern ausgezeichnet. Im April 2018 gewinnt Lustenberger im Rahmen der Darmstädter Fototage den mit Euro 10.000 dotierten Merck-Preis.
Sie erforscht in ihrer Arbeit das fotografische Medium und dessen enge Verbindung zu Themen wie Verfall, Erinnerung, Tod und die Fragilität des Lebens. Weitere Hauptthemen in ihren Arbeiten sind der fotografierte weibliche Körper und der Blick (gaze), das Wechselspiel zwischen Abwesenheit und Anwesenheit in einem fotografischen Bild und die Tatsache, dass die Lektüre einer Fotografie meist durch eine kollektive Erinnerung ausgelöst wird.
Marcel Rickli
Wie wir unseren Planeten tiefgreifend verändern, erkundet der Schweizer Fotograf und Künstler Marcel Rickli seit 2011 in einer fortlaufenden Reihe fotografischer Feldstudien. Der Energie und Ressourcenbedarf der Menschheit und die dadurch verursachten Eingriffe in die Umwelt, die oft schwerwiegend und unumkehrbar sind, begründen das Leitmotiv seiner Arbeit. So richtete Marcel Rickli seine Kamera bereits auf den Erzabbau in Schweden, der zu massiven Geländesenkungen und der Umsiedlung einer ganzen Stadt führt («Kiruna/2015»), sowie auf den Braunkohletagbau in Deutschland, dem ganze Land striche zum Opfer fallen («Lausitzer Braunkohlerevier/2015»). Auch neue Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel fesselten seine Aufmerksamkeit: Bilder des weltgrössten Windparks in der Wüste Gobi und eines chinesischen Solarkraftwerks, das futuristischer nicht sein könnte, zeigen auf, wie die Energiewende aussehen könnte («Ambivalent/2017–18»). Ricklis Arbeit führt eindrücklich eine Epoche vor Augen, in der der Mensch zum wichtigsten Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse unseres Planeten geworden ist: das Anthropozän.
Sein aktuellstes Projekt (AEON/2018–22) stellt sich der Frage wie man künftige Generationen vor stark radioaktiven Abfällen, wie sie in unseren Kernkraftwerken sowie in Medizin, Forschung und Industrie anfallen schützen kann? Diese stellen auch in Jahrhunderttausenden noch eine Lebensgefahr dar. Es bedarf nicht nur technischer Massnahmen für sichere Endlager, sondern auch kommunikativer Lösungen: Zukünftige Zivilisationen so fern, dass sie sich unserer Vorstellungskraft entziehen, müssen vor der Bedrohung gewarnt werden, die von diesen Orten ausgeht. Dabei stellen sich grundsätzliche Fragen anthropologischer Natur – nach der Rolle von Sprache und Kultur bei der Weitergabe von Informationen über extrem lange Zeiträume, aber auch nach dem kaum beherrschbaren Risikofaktor Mensch. Marcel Rickli reflektiert diese drängenden Fragen in Form eines visuellen Forschungsprojekts im Spannungs- feld von Dokumentarfotografie und Kunst. AEON kontrastiert die Zeichenhaftigkeit der Atomsemiotik mit der Faktizität von Endlagern, wie sie heute projektiert und gebaut werden.
Eintritt: CHF 20.00
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